Es ist nicht immer einfach, mit Kindern und Jugendlichen zu sprechen - wir waren alle schon einmal Teenager, oder? Als ich Xavier, 14, zum ersten Mal darauf ansprach, wie er mit der Online-Welt umgeht, war ich ziemlich besorgt, dass er mich für einen weiteren Erwachsenen halten würde, der versucht, seine Bildschirmzeit zu reduzieren. Außerdem musste ich ihm erklären, dass seine Gedanken in einem Blogpost verwendet werden würden.

Aber das war alles kein Thema für ihn. In einem Videotelefonat erklärte ich Xavier, dass dieses Interview als eine Art Gesprächsgrundlage für Eltern und ihre Kinder über Internetnutzung und Sicherheit gedacht ist. Sozusagen als Ausgangspunkt für Diskussionen über ein Thema, das oft zu Meinungsverschiedenheiten, wenn nicht sogar zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Eltern und ihren Kindern führt.

Ist die Online-Welt Teil der realen Welt?

Obwohl er erst 14 Jahre alt ist, hat Xavier bereits in mehreren Ländern gelebt. Geboren in Brasilien, zog er nach Mosambik, dann nach Portugal und lebt jetzt in Frankreich. Während die meisten Kinder in seinem Alter vielleicht nur zwei Schulen besucht haben, hat Xavier verschiedene Bildungssysteme und sogar verschiedene Unterrichtssprachen durchlaufen. Aber vor allem hat er an all diesen Orten andere Kinder getroffen und überall auch Freunde gefunden.

Aus diesem Grund, so Xavier, sind die Sozialen Medien für ihn die einzige Möglichkeit, mit seinen Freunden in Kontakt zu bleiben. Diese sind schließlich mehrere tausend Kilometer entfernt und auch mit seinen aktuellen Mitschülern tauscht er sich so aus. "Ich benutze WhatsApp, Direktnachrichten auf TikTok und auch Discord. Ich bin ein sehr schüchterner Mensch. Ich kann nicht so gut texten und bevorzuge Videoanrufe", sagt er.

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"Glaubst du, dass das Online-Leben das echte Leben ist?" frage ich. "Ja, es ist ein Teil meines Lebens. Ich verhalte mich mehr wie die Person, die ich tatsächlich bin", gibt er zu. Offline hingegen sagt er, dass er manchmal Angst davor hat, was andere von ihm denken. "Ich weiß nicht, warum ich mich nicht mehr wie ich selbst verhalte. Aber ich arbeite irgendwie daran."

Ein Ort der (Selbst-)Entdeckung

Als die pandemiebedingten Lockdowns begannen, mussten sich plötzlich alle darauf einstellen, von ihren Freunden und Mitschülern getrennt zu sein. Tatsächlich veränderte der Heimunterricht das Leben aller Kinder - nicht nur, weil ein Laptop zu einer täglichen Notwendigkeit wurde. Für die Glücklichen wurde die vor den Bildschirmen verbrachte Zeit jedoch zur Nebensache, da sich Unterricht, Hausaufgaben und Unterhaltung auf wenige Quadratmeter beschränkten. Für die Eltern war dies sowohl ein Segen als auch ein Albtraum.

Für Kinder, vor allem für Teenager wie Xavier, kann es sogar zu einem stillen Moment der Selbstentdeckung werden. "Weil ich einfach zu Hause blieb, verbrachte ich einen Teil meiner Freizeit mit Videospielen und Fernsehsendungen. Und obwohl das wirklich schlimm erscheint, hat es mir tatsächlich geholfen. Dadurch habe ich ein bisschen mehr über mich und meine Persönlichkeit gelernt. Während ich im 'Online-Modus feststeckte', konnte ich neue Dinge erleben und herausfinden.".

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"Zum Beispiel", so Xavier weiter, "hat es mir geholfen, mich mit Anime, Comics, Manga, Büchern und Videospielen zu beschäftigen, von denen ich nicht wusste, dass sie existieren ... Vorher mochte ich die Musik, die ich im Radio hörte, aber als ich anfing, selbst online nach Musik zu suchen, entdeckte ich, dass ich auch andere Arten von Musik mag, wie zum Beispiel koreanischen Pop.

Für Xavier ist diese Realität, in der alle Inhalte online sind, in der "sogar unsere Idole online sind", etwas, das Eltern vielleicht nicht verstehen. Sie vergessen, dass sie "Fernsehen und Zeitschriften hatten, und jetzt ist das alles im Internet".

Kinder aller Generationen, erklärt Xavier, "sind einfach neugierig und wollen neue Dinge entdecken", obwohl er sich der Gefahren bewusst ist, die das Internet für Kinder birgt. "Solange es nicht unsicher oder unangemessen für ihr Alter ist, sollten Eltern ihre Kinder die Online-Welt selbstbewusst erkunden und sich selbst entdecken lassen, allerdings nicht ohne Aufsicht. Die Eltern könnten einige Dinge als schockierend empfinden, weil es etwas ist, was sie nicht gewohnt sind, wie zerrissene Jeans oder große Stiefel! Es geht um die freie Meinungsäußerung. Die Menschen sollten einfach in der Lage sein, sich selbst auszudrücken."

Videospiele und Apps

Zwei von Xaviers Lieblingsspielen

Die meisten Eltern werden schon von Roblox gehört haben, der Spieleplattform, die auch Xaviers Lieblings-Onlinedienst ist. "Es ist aber nicht so, dass man nur ein bestimmtes Videospiel hat. Roblox unterscheidet sich von vielen anderen Plattformen dadurch, dass es eine App ist, die verschiedene Spiele enthält, die nicht von Roblox, sondern von echten Jugendlichen entwickelt wurden. Roblox macht nicht nur Spaß, sondern kann Jugendlichen auch Grundkenntnisse im Programmieren und 3D-Modellieren vermitteln und ihnen gleichzeitig die Bedeutung von Teamarbeit nahe bringen."

Heißt das, du spielst mit anderen Kindern? "Ja", antwortete Xavier. "Es gibt auch viele andere Videospiele, die man mit Freunden spielen kann. Eines der Spiele, die ich spiele, Genshin Impact, ist meistens wie eine eigene Welt, die man erforscht, aber manchmal können auch Freunde mitspielen". Aber wer genau diese "Freunde" sind, ist verständlicherweise die Hauptsorge der Eltern, habe ich ihm gesagt und dabei teilweise auf die "Gefahr durch Fremde" im Internet und die Notwendigkeit hingewiesen, bei Personen, die die Kinder nie im wirklichen Leben getroffen haben, vorsichtig zu sein.

Das Internet als Lernmittel

"Einige Eltern denken vielleicht, dass die Kinder das Internet nur nutzen, um Zeit zu verschwenden, und dass es ihnen beim Lernen nicht hilft, aber in Wirklichkeit gibt es so viele Informationen, dass vielleicht nicht einmal eure Lehrer euch genug geben", behauptet Xavier. Alle Geräte sind zu einer Quelle fast unbegrenzten Wissens geworden, und sie sind für fast jeden zugänglich, so dass "sogar teure professionelle Taschenrechner im Internet kostenlos benutzt werden können".

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"Das Internet ist nicht nur eine Zeitverschwendung - es ist auch ein Ort zum Lernen", und mehr als Schulwissen bietet das Internet auch: "Das Wissen, über das Eltern vielleicht nicht sprechen wollen. Es gibt Themen, über die sowohl Eltern als auch Kinder zu schüchtern sind, um darüber zu sprechen, und wir können viele Ressourcen finden, die uns aufgeschlossener machen als unsere Eltern". "Das Internet", so Xavier abschließend, "bietet uns viel mehr Informationen, als unsere Eltern je hatten".

Wie können Eltern ihren Kindern helfen, online sicher zu bleiben?

Für Xavier ist es klar, dass "es in der Verantwortung der Eltern liegt, ihre Kinder auf die Online-Welt vorzubereiten und sie online zu beaufsichtigen", und er betont, dass er selbst immer noch die Zustimmung der Eltern braucht, um zu spielen und Apps zu nutzen. Aber die Dinge laufen nicht immer glatt zwischen den beiden Seiten des Esstisches. Um dieses Problem zu lösen, schlägt Xavier in seinen eigenen Worten diese fünf Tricks vor, die Erwachsenen im Umgang mit ihren Kindern helfen sollen:

  1. Behalten Sie Ihre Kinder im Auge, vor allem, wenn sie zum ersten Mal das Internet nutzen. Sie mögen es hassen und denken, dass Sie der schlechteste Mensch der Welt sind, aber um ihrer eigenen Sicherheit willen sollten Sie sie im Auge behalten. Wenn sie etwas älter sind, sollten Sie überlegen, ob Sie die Grenzen lockern und ihnen allmählich mehr Freiheiten einräumen.
  2. Kennen Sie die Apps und Spiele, die Ihre Kinder verwenden, und zeigen Sie ihnen die Websites, auf denen sie Informationen sicher finden können.
  3. Nehmen Sie sich Zeit, um mit Ihren Kindern zu spielen. So können Sie sehen, was sie tun, und Sie machen eine gemeinsame Aktivität. Seien Sie eine Art "Vorbild" für sie.
  4. Sagen Sie Ihren Kindern nicht einfach, dass sie die sozialen Medien nicht nutzen dürfen: Das könnte sie nur dazu bringen, die Seiten trotzdem zu nutzen, und zwar - was noch schlimmer ist - "heimlich". Versuchen Sie stattdessen zu verstehen, warum und wie sie sie nutzen, und erklären Sie ihnen die Risiken.
  5. Richten Sie Konten bei denselben sozialen Medien ein, die Ihre Kinder nutzen. Genau wie die Kardashians, denen jeder folgt.

Die Quintessenz aus Kindersicht lautet: "Versucht, da zu sein, aber lasst uns auch ein wenig Freiheit. Seid nicht böse auf uns: Wenn Ihr wollt, dass wir etwas verstehen, müssen Ihr es erklären".

Um Xaviers Worte weiter auszuführen (und falls wir diesen Aspekt nicht genug betont haben) - das Wichtigste ist, eine gute Beziehung zu Ihren Kindern aufzubauen und die Kommunikationswege offen zu halten. Es ist eine gemeinsame Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie die Technologie verantwortungsvoll nutzen und online sicher bleiben. Sie können ihren Internetzugang und ihre Gewohnheiten nicht überall und rund um die Uhr kontrollieren. Daher ist es besser, sie mit dem richtigen Wissen auszustatten und ein Umfeld zu schaffen, in dem sie ungehindert Fragen stellen können. Hören Sie ihnen zu und geben Sie ihnen Ratschläge, und stellen Sie sicher, dass sie zumindest die häufigsten Bedrohungen, denen sie online ausgesetzt sind, kennen. Dies alles wird ihnen helfen, Cybermobbing, Grooming, Betrug und andere Gefahren, die im Internet lauern, zu vermeiden.

Abschließende Worte

Da ich zu einer Zeit aufgewachsen bin, als das Internet zu einem wichtigen Bestandteil der modernen Welt wurde, erkenne ich mich in vielen von Xaviers Worten wieder. Die zahlreichen Dienste und Ablenkungen, die den Kindern zur Verfügung stehen, machen es für Eltern und Erziehungsberechtigte jedoch zu einer großen Herausforderung, ihre Kinder vor Schaden zu bewahren. Während bis vor einigen Jahren die Gefahren auf der Straße lauerten, geht es jetzt auch um die Sicherheit im Internet und in der virtuellen Welt - was sie lesen, was sie sehen, mit wem sie sprechen.

Letztlich wachsen die Kinder jedoch mit mehr Fähigkeiten und einem Verständnis für ihre zukünftigen Möglichkeiten heran. Das geht weit über das hinaus, was den heutigen Erwachsenengenerationen in den Sinn kommt. Es liegt an uns - den Erwachsenen - unseren Teil dazu beizutragen und ihnen zu helfen, mit diesen immensen Ressourcen umzugehen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns dazu in diese Technologien und Dienste einarbeiten müssen, um zu verstehen, wie sie funktionieren. Und was ist besser, als gemeinsam mit unseren Kindern zu lernen?

Um mehr über die Gefahren zu erfahren, denen Kinder im Internet ausgesetzt sind, und darüber, wie die Technologie helfen kann, besuchen Sie Safer Kids Online.

 

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