Hinweis: Dieser Artikel wurde am 02.11.2022 mit einem Statement von Ring aktualisiert

Sicherheitskameras waren früher nur den Reichen und Berühmten vorbehalten. Dank des technologischen Fortschritts kann sich jetzt jeder eine zulegen. Das Aufkommen des Internets der Dinge (IoT) hat einen großen neuen Markt geschaffen - für Hersteller von Geräten wie vernetzten Türklingeln und Babyfonen sowie von anspruchsvolleren Systemen für das gesamte Heim. Mit diesen Geräten, die an das heimische Wi-Fi-Netzwerk angeschlossen sind, können die Besitzer Live-Videobilder ansehen, Videos für später aufzeichnen und Benachrichtigungen erhalten, wenn sie nicht im Haus sind.

Doch genau diese Funktionen können die Haushalte auch neuen Risiken aussetzen, wenn die Kamera kompromittiert wird und/oder das Filmmaterial an die Öffentlichkeit gelangt. Nicht alle Anbieter legen so viel Wert auf Sicherheit und Datenschutz, wie sie sollten. Das bedeutet, dass Sie sich vor der Anschaffung die richtigen Fragen stellen müssen. Hier sind einige Beispiele:

1. Brauche ich wirklich eine Überwachungskamera?

Als Erstes müssen Sie entscheiden, ob eine Überwachungskamera für Ihr Zuhause wirklich notwendig ist oder ob Sie nur daran interessiert sind, eine solche Kamera anzuschaffen, weil alle anderen dies zu tun scheinen. Ein Teil dieses Entscheidungsprozesses kann darin bestehen, herauszufinden, welche Art von Einrichtung Sie benötigen: ein komplettes Videoüberwachungssystem, das eine professionelle Installation erfordert, oder eine billigere vernetzte Kamera, die schnell betriebsbereit ist und über eine Smartphone-App gesteuert wird.

2. Bin ich mir der Sicherheits- und Datenschutzrisiken bewusst?

Das ist ein entscheidender Punkt. Zwar sollen Sicherheitskameras den Haushalt schützen, doch die Anschaffung einer solchen Kamera könnte den Haushalt ungewollt einem größeren Risiko aussetzen. Im schlimmsten Fall könnten Hacker aus der Ferne oder vor Ort auf die Live-Übertragungen zugreifen, um Familienmitglieder auszuspionieren oder das Haus auszuspähen, um zu sehen ob es leer ist. Beide Szenarien können sehr beunruhigend sein, vor allem, weil man kaum etwas davon mitbekommt.

Eine Möglichkeit für Hacker, sich Zugang zu diesen Live-Bildern zu verschaffen, besteht darin, das drahtlose Heimnetzwerk zu knacken. Ein wahrscheinliches Szenario ist etwa ein Angriff, bei dem Ihre Zugangsdaten erraten werden oder eine ungepatchte Firmware-Schwachstelle des Routers oder anderer Geräte ausgenutzt wird.

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
D‑Link Cloud‑Kamera angezapft

3. Habe ich die Zuverlässigkeit des Anbieters überprüft?

Da es so viele Modelle auf dem Markt gibt, lohnt es sich, das Angebot und den Ruf der verschiedenen Anbieter zu prüfen. Wenn Sie es mit der Sicherheit ernst meinen, sollten Sie sich für eine renommierte Marke entscheiden, die zuverlässige Produkte mit guten Verbraucherbewertungen für Sicherheit und Datenschutz herstellt.

Dinge wie zeitnahe Patches, starke Verschlüsselung, höhere Anmeldesicherheit und wasserdichte Datenschutzrichtlinien sind wichtig. Und wenn Techniker ein System einrichten müssen, wie viel Zugang wird ihnen dann gewährt? Ein US-Heimsicherheitstechniker konnte über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren Hunderte von Häusern ausspähen, nachdem er bei der Einrichtung seine E-Mail statt der Adresse der Kunden hinzugefügt hatte.

4. Weiß ich, was mit dem Filmmaterial und den Daten geschieht?

Ein weiteres potenzielles Risiko hängt mit dem Anbieter selbst zusammen. Wissen Sie, ob die Videodaten vor Ort oder im Cloud-Rechenzentrum des Anbieters gespeichert werden? In seinem jüngsten Transparenzbericht behauptet das zu Amazon gehörende Unternehmen Ring, dass es im vergangenen Jahr eine noch nie dagewesene Menge an Videomaterial seiner Kunden an die US-Behörden weitergegeben hat, in einigen Fällen sogar ohne die Zustimmung des Gerätebesitzers. Auch in Deutschland gibt der Hersteller Strafverfolgungsbehörden Zugriff. Viele Kamerabesitzer mögen sich bei solchen Maßnahmen unwohl fühlen.

Statement von Ring vom 02.11.2022
Zugriff der Polizei auf Ring-Videos + Ersuchen der Strafverfolgungsbehörden in Notfällen

  1. Ring gewährt der Polizei keinen Zugriff auf die Kameras, Geräte, Gerätestandorte oder Live-Streams der Nutzer.
  2. Wenn ein Kunde Videos mit den Strafverfolgungsbehörden teilen möchte, muss er einen Ring Protect Plan abgeschlossen haben und die Aufnahmen direkt herunterladen und teilen. Die Kunden haben die volle Kontrolle über die Informationen, die sie weitergeben möchten.
  3. Wie jedes andere Unternehmen kann auch Ring Anfragen von Strafverfolgungsbehörden erhalten, wie z. B. richterliche Anordnungen, und wir prüfen diese Anfragen sorgfältig. Die Ring-Richtlinien zu Rechtsverfahren durch Strafverfolgungsbehörden beschreiben unser Verfahren für den Erhalt und die Bearbeitung von Informationsanfragen der Strafverfolgungsbehörden.
  4. Notfallanfragen sind selten, und jede Anfrage wird von geschulten Spezialisten des Rechtsteams genau geprüft. Wir stellen in solchen Situationen hohe Anforderungen an uns selbst und machen diese seltenen Ausnahmen nur, wenn die Zeit drängt und die Strafverfolgungsbehörden eine unmittelbare Bedrohung nachweisen können.

5. Weiß ich, wie ich die Kamera absichern kann?

Wenn Sie sich über die großen Sicherheits- und Datenschutzrisiken im Klaren sind, sollten Sie sich mit den notwendigen Maßnahmen für einen sicheren Betrieb dieser Geräte vertraut machen. Standard-Passwörter sollten immer in etwas Starkes und Eindeutiges geändert werden. Für zusätzliche Sicherheit sollten Sie überall wo es geht die Zwei-Faktor-Authentifizierung verwenden.

Außerdem sollten die Geräte regelmäßig auf die neueste Firmware aktualisiert werden. Wählen Sie einen seriösen Anbieter, der nachweislich ordnungsgemäß gesicherte Geräte herstellt und Firmware-Updates bereitstellt. Die Deaktivierung der Fernanzeige von Videomaterial bietet zusätzliche Sicherheit und minimiert das Risiko, dass ein Hacker auf das Material zugreift.

6. Weiß ich, wie ich die richtigen Smart Home-Einstellungen konfigurieren kann?

Es geht nicht nur um die Einstellungen an der Kamera selbst. Ihr Heimrouter ist das Tor zum intelligenten Zuhause und kann eine Quelle von Sicherheitsrisiken sein, wenn er nicht richtig konfiguriert ist. UPnP- und Portweiterleitungsfunktionen, die es Geräten ermöglichen, andere Geräte im selben Netzwerk zu finden, könnten von Hackern missbraucht werden, um auf Smart-Kameras zuzugreifen. Deshalb sollten sie auf dem Router ausgeschaltet werden, auch wenn dadurch einige Anwendungen und Geräte nicht mehr funktionieren.

EBENFALLS INTERESSANT:
Privacy by Design: Gibt es ein sicheres Smart Home?

7. Weiß ich, wie ich überprüfen kann, ob die Kamera gehackt wurde?

Wie bereits erwähnt, kann es schwierig sein, zu erkennen, ob eine Überwachungskamera "entführt" wurde. Zwei der Dinge, auf die man achten sollte, sind ungewöhnliche Bewegungen der Kamera oder seltsame Stimmen oder Geräusche, die eventuell von ihr ausgehen. Wenn Sie sich plötzlich nicht mehr anmelden können, weil sich das Passwort für Ihr Konto geändert hat, ist das ebenfalls kein gutes Zeichen.

Eine weiterer möglicher Hinweis ist ein erhöhter Datenverbrauch oder eine schlechte Leistung. Wenn ein unbefugter Benutzer auf das Gerät zugreift, kann es sein, dass Ihre Kamera aufgrund der begrenzten Speicher- und CPU-Leistung langsamer läuft. Dies ist jedoch kein zuverlässiges Indiz - es kann auch das Ergebnis von etwas Alltäglicherem wie einer schlechten Internetverbindung sein.

8. Bin ich mir der Auswirkungen auf andere bewusst?

Bei der Anschaffung einer Überwachungskamera für Ihr Haus geht es nicht nur um Ihre eigene Sicherheit und Privatsphäre. Sie könnte sich auch auf die Rechte Ihrer Nachbarn auswirken, wenn eine Kamera Bilder von Personen außerhalb der Grenzen Ihres Grundstücks aufnimmt. Nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) haben auch diese Personen Datenschutzrechte, die respektiert werden müssen. Es ist eine gute Idee, die Kameras so zu positionieren, dass sie so wenig wie möglich in die Privatsphäre der Nachbarn eindringen und so transparent wie möglich sind. Die Datenschutzbeauftragten der Länder, haben dazu einige gute Hinweise.

Vor dem Kauf eines Haussicherheitssystems gibt es viel zu bedenken. Und wie bei jeder anderen Anschaffung gilt auch hier: Je mehr Sie sich im Vorfeld informieren, desto besser.

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
Bequemlichkeit vs. Sicherheit bei Smart‑Home Geräten

Haben Sie Fragen und Anregungen zu diesem, anderen oder zukünftigen Themen, die Sie gern betrachtet sehen wollen? Dann nutzen Sie gern die Kommentarfunktion unter diesem Artikel oder nutzen unser Kontaktformular!