Die Internetverwaltungsorganisation ICANN (Internet Corporation for Assigned Namens and Numbers) hat mit beunruhigten Datenschutz-Verfechtern zu kämpfen, nachdem eine neue Arbeitsgruppe Änderungsvorschläge für die Richtlinien zur Nutzung von Proxy-Diensten bei Domain-Registrierungen veröffentlicht hat.

In dem bereits am 5. Mai veröffentlichten Dokument geht es um die Frage, ob Inhaber von kommerziellen Webseiten weiterhin Proxy-Dienste nutzen dürfen, um ihre persönlichen Informationen zu schützen.

Proxy-Dienste verhindern, dass die Kontaktdaten des Domain-Inhabers im Internet öffentlich verfügbar und prinzipiell für jedermann einsehbar sind. Vor allem für Seiten mit sensiblen, kontroversen oder politisch motivierten Inhalten ist diese Anonymisierung ein wichtiger Schutz – aber auch für alle anderen Webseiten-Inhaber, die Wert auf Datenschutz legen.

Während einige Firmen wie Facebook oder das Online-Markenschutzunternehmen MarkMonitor der Meinung sind, dass die derzeitige Situation geändert werden müsse, gibt es auf der anderen Seite viele Kritiker. So schreiben beispielsweise Jeremy Malcolm und Mitch Stoltz von der Electronic Frontier Foundation (EFF) in einem Artikel: „Der begrenzte Nutzen dieser Änderung wird offenkundig durch die Risiken für Webseiten-Inhaber übertroffen, die einem erhöhten Risiko durch Belästigung, Einschüchterung und Identitätsdiebstahl ausgesetzt sein werden. Die Möglichkeit, anonym zu sprechen, schützt Leute mit unpopulären oder marginalisierten Meinungen, indem ihnen erlaubt wird, zu sprechen und gehört zu werden, ohne Angst vor Schaden haben zu müssen.“

Auch in der ICANN-Arbeitsgruppe selbst ist man sich bislang noch nicht ganz einig. In dem Dokument heißt es an einer Stelle zu Privacy- und Proxy-Diensten (P/P-Dienste): „Obwohl sich die Arbeitsgruppe einig ist, dass die einfache Tatsache, dass ein Domainname von einer kommerziellen Entität oder von jemandem, der kommerzielle Aktivitäten betreibt, registriert wird, die Nutzung von P/P-Diensten nicht ausschließt, gab es Uneinigkeit darüber, ob Domainnamen, die aktiv für kommerzielle Transaktionen verwendet werden (z.B. der Verkauf oder Tausch von Gütern oder Diensten), die Nutzung von P/P-Diensten untersagt werden sollte. Während die meisten Mitglieder der Arbeitsgruppe nicht glaubten, dass solch ein Verbote notwendig oder praktisch sei, waren einige Mitglieder der Meinung, dass Registranten solcher Domainnamen nicht in der Lage sein sollten, P/P-Dienste nutzen zu dürfen“.

Die ICANN will bis zu einer endgültigen Regelung erst einmal Kommentare sämtlicher Seiten abwarten. Im Forum der Organisation haben bereits Tausende von Nutzern ihre Meinungen kundgetan.