Edward Snowden ist mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt worden. Bei der Verleihung in Stockholm war der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter allerdings nicht anwesend, weil er noch immer von den USA unter anderem wegen Geheimnisverrats gesucht wird.

Diese Auszeichnung haben wir als Anlass genommen, um zu hinterfragen, wie sich die öffentliche Meinung bezüglich der Privatsphäre und Sicherheit im Internet seit den NSA-Enthüllungen durch Snowden im letzten Jahr entwickelt hat. Hierbei soll es zum einen um die Frage gehen, wie die als äußerst skeptisch geltenden Deutschen zu diesem Thema stehen, zum anderen aber auch, wie die amerikanischen Bürger selbst die Aktivitäten ihrer Regierung bewerten. Als Grundlage nutzen wir die drei folgenden Umfragen:

Edward Snowden – wer ist das?

Laut der Umfrage vom Pew Research Center haben 87 Prozent der Amerikaner davon gehört, dass ihre Regierung Daten von Telefonanrufen, E-Mails und anderen Internetkommunikationen sammelt, um Informationen über potenzielle terroristische Angriffe zu erhalten – 43 Prozent der Befragten haben viel, 44 Prozent immerhin ein bisschen darüber gehört.

Wenn es allerdings um den Mann geht, der für die Offenlegung der Spionage-Aktivitäten der NSA verantwortlich ist – Edward Snowden – scheinen die Deutschen besser informiert zu sein als manch ein Amerikaner. In Deutschland können mit 94 Prozent der Befragten die meisten Nutzer mit dem Namen Snowden etwas anfangen, in den USA sind es hingegen lediglich 76 Prozent.

Von denjenigen, denen Snowden ein Begriff ist, gaben 39 Prozent der Deutschen und 36 Prozent der Amerikaner an, Maßnahmen vorgenommen zu haben, um ihre Privatsphäre und Sicherheit im Internet zu verbessern.

Wie sicher sind persönliche Informationen?

Generell machen sich über die Hälfte der deutschen sowie der amerikanischen Nutzer mehr Gedanken um ihre Privatsphäre als noch vor einem Jahr, in Deutschland 56 Prozent, in den USA sogar 63 Prozent. Zudem sind nicht wirklich viele Nutzer davon überzeugt, dass ihre privaten Informationen im Internet wirklich sicher sind. Die skeptischen Deutschen belegen bei der globalen Umfrage von CIGI-Ipsos mit 15 Prozent sogar den letzten Platz, während immerhin noch 31 Prozent der Amerikaner auf die Sicherheit ihrer Daten vertrauen.

Bei der Umfrage vom Pew Research Center gaben allerdings 57 Prozent der amerikanischen Befragten an, sich beim Versenden privater Informationen per E-Mail unsicher zu fühlen. In Bezug auf soziale Medien sind es sogar 83 Prozent. Diese Meinung spiegelt sich auch im Ergebnis zur Frage wider, ob man sich Gedanken darüber machen sollte, dass die amerikanische Regierung Telefonanrufe und Internetkommunikationen überwacht. Hier antworteten 80 Prozent der Befragten mit „ja“.

Interessanterweise gehen laut CIGI-Ipsos aber rund ein Drittel sowohl der deutschen (30 Prozent) als auch der amerikanischen Nutzer (35 Prozent) davon aus, dass die Chance, dass persönliche Daten kompromittiert werden, so gering ist, dass man sich eigentlich keine Sorgen darüber machen muss.

Vertrauen in die US-amerikanische Regierung

Oftmals geht man davon aus, dass man in den USA die Privatsphäre nicht ganz so hoch schätzt wie in Deutschland. Laut der Umfrage von Harris Poll kann man diese Einschätzung allerdings zurecht hinterfragen. Denn der Aussage „Ich bin der Meinung, dass es neue Gesetze geben sollte, welche die Überwachung vonseiten der Regierung besser regulieren“ stimmten 81 Prozent der Befragten zu.

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Das nicht allzu große Vertrauen in die US-amerikanische Regierung zeigt sich auch in der Umfrage von CIGI-Ipsos. Bei der Frage, ob man den USA zutrauen würde, eine wichtige Rolle im Betrieb des Internets zu übernehmen, antworteten nicht einmal die Hälfte der amerikanischen Befragten positiv (47 Prozent). Von den Deutschen waren es sogar nur 13 Prozent, die ein solches Vertrauen in die USA hätten. Bei der Frage, ob man der jeweils eigenen Regierung eine solche Rolle zutrauen würde, antworteten 34 Prozent der Deutschen mit „ja“. Interessanterweise gilt dies auch für die amerikanischen Nutzer – was dem vorher genannten Prozentwert widerspricht.

Wer lehrt das Fürchten – Kriminelle, Unternehmen oder Regierungen?

Es gibt drei Parteien, die Interesse an privaten Informationen haben können – Kriminelle, die mit Betrügen oder dem Verkauf auf dem Schwarzmarkt Geld verdienen, Unternehmen, die die Daten für kommerzielle Zwecke weiterverkaufen und Regierungen, die sich und ihre Bürger vor terroristischen Angriffen schützen wollen. In Bezug auf Unternehmen sind sich deutsche und amerikanische Nutzer laut CIGI-Ipsos-Umfrage einig – jeweils 73 Prozent der Befragten sind besorgt, dass Unternehmen die Internetaktivitäten überwachen, um die gesammelten Informationen für kommerzielle Zwecke zu verkaufen.

Laut dem Pew Research Center gehen sogar 91 Prozent der Amerikaner davon aus, dass sie die Kontrolle darüber verloren haben, wie persönliche Informationen gesammelt und von Unternehmen weiterverwendet werden. Wie die Umfrage von Harris Poll zeigt, empfinden sie die Überwachung und Datensammlung durch Unternehmen sogar als besorgniserregender als die von der Regierung:

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In Bezug auf konkrete Sicherheitsprobleme, die die persönlichen Informationen gefährden, ist die Angst vor kriminellen Hackern bei amerikanischen Nutzern allerdings nach wie vor am größten:

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Was können wir tun?

Offensichtlich besteht sowohl bei deutschen als auch bei amerikanischen Internetnutzern ein Bewusstsein für Privatsphäre und Sicherheit im Internet. Die schlechte Nachricht ist, dass Unternehmen und vor allem auch der amerikanischen Regierung gegenüber ein großes Misstrauen besteht, wenn es um persönliche Informationen geht. Die gute Nachricht ist allerdings, dass jeder Nutzer einen großen Teil dazu beitragen kann, sich selbst und seine Privatsphäre im Internet zu schützen. Zum einen kann man selbst entscheiden, welche Informationen man in E-Mails oder sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co. preisgibt, zum anderen kann man den eigenen Rechner mit einer guten Sicherheitslösung schützen, mit der Spionage-Malware erkannt und eliminiert wird.

Ein herzlicher Dank gilt unserem Kollegen Stephen Cobb, der uns mit Informationen für diesen Beitrag versorgt hat.