Meine fast zwanzigjährige Erfahrung im Bereich der Online-Sicherheit von Kindern hat mich skeptisch gemacht, wenn mir Eltern im Gespräch sagen: „Ja, ich beschränke, überwache oder kontrolliere die Online-Aktivitäten meines Kindes." Tiefergehenden Fragen, wie sie dies erreichen und welche Tools sie dafür verwenden, führen normalerweise zu keinen gehaltvollen Antworten. Meist stellt es sich heraus, dass die Eltern dafür keine Technik einsetzen und ihre Aussage daher mehr Wunsch als Wirklichkeit ist.

Der Zyniker in mir kommt zu dem Schluss, dass viele Eltern sich nicht vorstellen können, dass ihre eigenen Kinder etwas Falsches machen.  Es sind immer nur die Kinder anderer Eltern, die sich problematisch im Netz verhalten, daher müssen sie sich keine Sorgen über die Online-Aktivitäten ihrer Sprösslinge machen. Die Haltung wird, natürlich, von stolzen Eltern erwartet – alles was die Kinder machen ist zweifelsfrei großartig.

Ein kürzlich vom amerikanischen Family Online Safety Institute (FOSI) veröffentlichte Untersuchung (PDF-Datei) betrachtet die Einstellungen von Eltern gegenüber Online-Kindersicherungen und deren Nutzung. Nach dem Bericht ist das elterliche Verantwortungsgefühl gegenüber dem Online-Verhalten ihrer Kinder unterschiedlich ausgeprägt, je nach Alter der Eltern. Bei der Generation der Baby-Boomer sehen 57% der Eltern die Hauptverantwortung bei den Eltern, verglichen mit 43% bei der sogenannten Generation X und nur 30% der Millennial-Generation.

Die Kluft spiegelt, meiner Ansicht nach, die Realität wider: In den frühen Jahren des Internets hatten Eltern kaum Unterstützung. Pädagogen hatten damals wenig Verständnis von der Materie und die Vielzahl der heute Rat anbietenden Organisationen, gab es einfach noch nicht. Heute dagegen stehen Themen wie Datenschutz, Sicherheit, Anti-Cyber-Mobbing und Sensibilisierung für Fake-News in vielen Ländern auf dem Lehrplan. Dies könnte, zumindest teilweise, erklären, warum Eltern heutzutage das Thema Online-Sicherheit als gemeinsame Verantwortung betrachten.

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Seit den Nullerjahren haben sich die Sicherheits- und Datenschutzfunktionen auf Social-Media-Plattformen erheblich verändert. Früher musste man sich um Datenschutz bewusst bemühen und zur Absicherung seines Profils einen beträchtlichen Aufwand betreiben. Heutzutage sind dagegen viele, aber nicht alle, Einstellungen eher auf Datenschutz ausgerichtet. Zugleich gibt es mehr Möglichkeiten, um inakzeptable Inhalte und Cybermobbing zu melden. Social-Media-Unternehmen mussten einfach Änderungen vornehmen, aufgrund des Drucks von Regierungen und Nutzern.

Aufgrund dieser Entwicklungen und des anhaltenden Drucks von Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt, empfinden Eltern möglicherweise eine geteilte Verantwortung für die Online-Sicherheit ihrer Kinder. Durch den gesellschaftlichen Druck profitieren nun alle Kinder von mehr Online-Sicherheit, unabhängig davon, ob ihre Eltern sich darum kümmern oder nicht.

Eine weitere Erkenntnis aus der Untersuchung ist, dass Jugendliche die in den Schulen gelehrten Inhalte zum Thema digitale Sicherheit als veraltet und weniger effektiv ansehen als Gespräche mit ihren Eltern. Als Eltern können wir besser über die unmittelbar wichtigen und aktuellen Themen sprechen, während Lehrer ihre Lehrpläne zu berücksichtigen haben und weniger flexibel sind. Da sich dies nicht einfach ändern lässt, sollten wir den Beitrag des Bildungssystems als grundlegend begreifen und weniger auf aktuellste Nutzungsproblematiken ausgerichtet.

Laut der Umfrage ist die wichtigste Funktion der digitalen Kindersicherung die Blockierung nicht-jugendfreier Inhalte. Mehr als die Hälfte aller Befragten finden dies wesentlich. An zweiter Stelle stehen Datenschutzeinstellungen, insbesondere für Eltern von Teenagern.

Deutlich wurde auch, dass 71% der Eltern mit ihren Kindersicherungs-Tools nicht zufrieden sind. Am häufigsten nutzen Eltern von 7-11 Jahre alten Kindern digitale Tools zum Schutz ihrer Kinder. Die gleiche Gruppe äußert Bedenken hinsichtlich altersgerechter Videoinhalte im Netz. Außerdem äußern Eltern einen überwältigenden Wunsch nach einer einheitlichen Kindersicherungslösung für alle Geräte und Dienste, was angesichts der großen Vielfalt und Komplexität, der von Kindern genutzten digitalen Geräte, völlig verständlich ist.

Meiner Ansicht nach war und ist der Schutz von Kindern in der Online-Welt eine gemeinsame Aufgabe, die sich allen beteiligten Menschen stellt, egal ob es Familie, Freunde oder Lehrer sind. Wie in der physischen Welt, sind wir als Eltern auch in der digitalen Welt dazu aufgefordert unseren Kindern wichtige Lektionen zu vermitteln: Dazu gehören ein verantwortliches Online-Verhalten oder Leitlinien zu Online-Sicherheit und Datenschutz.

Wenn Sie mehr über Online-Risiken für Kinder sowie hilfreiche Technologien erfahren möchten, besuchen Sie Safer Kids Online.