Wenn wir über Weltraumabenteuer sprechen, denken wir wahrscheinlich sofort an berühmte Astronauten. Dabei vergessen wir jedoch oft, dass die Erforschung des Weltraums viel mehr umfasst als "nur" Raumfähren und die Besatzungen von Menschen, die in spezielle Raumanzüge gekleidet sind und in der Schwerelosigkeit herumhüpfen.

In der Tat sind Weltraumforschung und -erkundung für das Leben auf der Erde immer wichtiger. Daher sind sie auf einige der klügsten Köpfe der Welt in verschiedenen Bereichen angewiesen, deren Forschung nicht nur die Grenzen unseres Wissens erweitert, sondern uns letztlich auch hilft, einige der akutesten Herausforderungen auf unserem Planeten zu bewältigen und der Menschheit einen enormen praktischen Nutzen bringt.

Zu ihnen gehört auch Dr. Michaela Musilova, eine Astrobiologin, die die Grenzen des Lebens auf der Erde erforscht und - was vielleicht noch wichtiger ist - nach Leben im Weltraum sucht.

Heute ist Internationaler Frauentag, und der März ist in den USA sogar der Monat der Frauengeschichte, in dem jedes Jahr Frauen, Pionierinnen und Wegbereiterinnen gefeiert werden. Wir haben uns mit Dr. Musilova in Verbindung gesetzt, um nicht nur über Frauen zu sprechen, die Geschichte geschrieben haben, sondern auch, um einen Blick in die Zukunft zu werfen und zu sehen, was wir mit der Hilfe und der Brillanz von Wissenschaftler:innen erreichen können.

xyzDr. Michaela Musilova hat an Einrichtungen auf der ganzen Welt weltraumbezogene Forschung betrieben, darunter: CalTech, University College London, University of Bristol, Chiba University und andere.
Darüber hinaus hat sie mit der NASA, der ESA und internationalen Observatorien wie der University of London und den Canada-France-Hawaii-Teleskopen zusammengearbeitet.
Michaela war Direktorin von HI-SEAS und Kommandantin von über 30 simulierten Missionen zum Mond und Mars in Zusammenarbeit mit der NASA, der ESA und vielen internationalen Organisationen.
Derzeit ist sie Gastprofessorin an der Slowakischen Technischen Universität, Global Faculty an der International Space University und Forschungsleiterin des Weltraumtechnologieunternehmens NEEDRONIX.
 
Sie wurde außerdem zu einem der ESET Heroes of Progress 2022 gewählt. 

Könne Sie uns kurz von Ihrem Lebensweg erzählen und was Sie tun?

Ich bin Astrobiologin - das heißt, ich suche nach außerirdischem Leben, versuche aber auch, die Grenzen und Ursprünge des Lebens auf der Erde zu verstehen. Ich bin auch eine so genannte analoge Astronautin und war Kommandantin von über 30 simulierten Weltraummissionen. Darüber hinaus unterrichte ich gerne, schreibe, führe Aufklärungs- und Bildungsprojekte durch und leite derzeit mein eigenes Projekt "Astro Seven Summits". Das Ziel dieses Projekts ist es, dass mein Team und ich Forschungs-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit betreiben, während wir den höchsten Berg jedes Kontinents besteigen.

Kurz gesagt, ich habe mit zahlreichen Stipendien an verschiedenen Universitäten auf der ganzen Welt studiert, darunter Caltech (USA), Chiba University (Japan) und UCL (UK). Im Alter von 21 Jahren habe ich zum ersten Mal bei der NASA gearbeitet, und seitdem habe ich mit der NASA an mehreren Projekten zusammengearbeitet. Meine Forschungsarbeit hat mich auf Expeditionen in verschiedene extreme Umgebungen auf der ganzen Welt geführt, z. B. in arktische Regionen, Wüsten, hohe Berge und Vulkane. Ich habe an einer Reihe weltraumbezogener Projekte mit Raumfahrtorganisationen und -institutionen auf der ganzen Welt gearbeitet, darunter die Europäische Weltraumorganisation (ESA) und das Canada-France-Hawaii-Teleskop.

Da ich aus der Slowakei stamme, war es für mich wichtig, in die Slowakei zurückzukehren und den Raumfahrtsektor auch dort voranzubringen. Ich habe einige Jahre in der Slowakei als Vorsitzende der slowakischen Organisation für Raumfahrtaktivitäten verbracht. In dieser Zeit haben wir den ersten slowakischen Satelliten skCUBE gestartet, einen Studiengang für Raumfahrttechnik an der Universität FEI STU in Bratislava (wo ich Gastprofessorin bin) ins Leben gerufen und dazu beigetragen, dass die Slowakei ein assoziiertes Mitglied der Europäischen Weltraumorganisation wurde. Jetzt konzentriere ich mich hauptsächlich auf die oben genannten Aktivitäten, nachdem ich als Direktorin der HI-SEAS-Weltraumforschungsstation auf Hawaii zurückgezogen habe. Dort habe ich über 30 simulierte Weltraummissionen zum Mond und zum Mars durchgeführt.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten: Ich habe vor kurzem ein Buch über mein Leben mitgeschrieben, das den Titel Žena z Marsu (Die Frau vom Mars) trägt.

Was hat Sie dazu bewogen, Astrobiologin zu werden? Und welche Schritte mussten Sie unternehmen, um dorthin zu gelangen, wo Sie jetzt sind?

Als ich acht Jahre alt war, begeisterte ich mich zum ersten Mal für den Weltraum und begann mich zu fragen, ob es dort draußen Außerirdische geben könnte. Daraus entwickelte sich schnell ein Hobby, bei dem ich meine verschiedenen Leidenschaften kombinierte: Weltraum, Schreiben, Zeichnen und Modedesign. Ich schrieb Romane über Außerirdische, zeichnete sie und entwarf Kleidung für sie, und dann erzählte ich meinen Mitschülern in der Grundschule davon. Später lernte ich den ersten (und bisher einzigen) slowakischen Astronauten, Ivan Bella, kennen. Durch ihn wurde mir klar, wie cool der Beruf des Astronauten ist und dass er perfekt für mich wäre - ich könnte nach Außerirdischen suchen, während ich auf Missionen im Weltraum gehe!

Aber als ich 15 Jahre alt war, wurde mir klar, dass es für mich, ein slowakisches Mädchen, fast unmöglich ist, Astronautin zu werden. Im Moment können Slowak:innen nur Astronaut:innen werden, wenn unser Land erhebliche Geldbeträge an die ESA zahlt, und das gilt erst seit Ende 2022. Davor gab es für Slowak:innen überhaupt keine Möglichkeit, ESA-Astronaut:in zu werden (und unsere Chancen sind immer noch sehr gering). Ich zögerte, ob ich mich auf diese fast unmögliche Reise einlassen sollte, aber ich beschloss, es trotzdem zu versuchen.

Ich fing an, durch zahlreiche Nebenjobs während der Schule und der Universität Geld zu sparen. Ich lernte auch sehr hart, um die bestmöglichen Noten zu bekommen und somit mehr Stipendien, um mein ganzes Studium selbst zu finanzieren. Sogar Wohltätigkeitsorganisationen halfen mir, und seither helfe ich Wohltätigkeitsorganisationen auf jede erdenkliche Weise. Es war kein leichter Weg, denn ich war obdachlos und zeitweise allen möglichen schwierigen Situationen ausgesetzt (Diskriminierung, Schikanen, Leute in hohen Positionen, die mich erpressen wollten usw.). Trotzdem habe ich immer wieder mein Bestes gegeben, und jeder Erfolg hat mich motiviert, meine Träume weiterzuverfolgen.

Was ist das Spannendste an Ihrem Job? Und worauf könnten Sie andererseits gern verzichten?

Das Aufregendste an meinem Job ist, dass ich auf Expeditionen in verschiedene extreme und abgelegene Umgebungen auf der ganzen Welt gehen kann und bei meinen analogen Mond- und Marsmissionen auch andere Planeten simulieren kann. Das liebe ich wirklich an meinen Forschungsprojekten und ich scherze, dass es in gewisser Weise ein tolles "Büro mit Aussicht" ist 😉.

Ich liebe es, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, und halte sie für einen sehr wichtigen Teil meiner Arbeit. Ich bin der Meinung, dass Wissenschaftler:innen versuchen sollten, mehr mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten und anderen zu helfen, die Bedeutung ihrer Forschung zu verstehen. Ich wünschte jedoch, es gäbe eine Möglichkeit, Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsaktivitäten ohne soziale Medien durchzuführen. Heutzutage diktieren die Social-Media-Plattformen, was, wie und wann gepostet werden soll, und vieles mehr. Die Algorithmen neigen dazu, bestimmte Arten von Beiträgen und Influencer:innen zu bevorzugen, so dass Organisationen, die z. B. einfach nur Bildungsinhalte teilen wollen, an den Rand gedrängt werden, vor allem, wenn sie sich keine Marketingunterstützung leisten können.

Was ist Ihre größte Leidenschaft außerhalb der Arbeit und was motiviert Sie auf Ihrem Weg?

Meine größte nicht berufsbezogene Leidenschaft ist das Tanzen. Ich tanze, seit ich drei Jahre alt bin, und ich genieße es sehr. Es ist etwas, das mir viel Freude bereitet, und es ist auch ein tolles Training. Ich habe eine Vielzahl von Tanzstilen ausprobiert: Hip-Hop, Ballett, Lyrical, Flamenco, Breakdance, Akrobatik, Bauchtanz, Gesellschaftstanz und viele andere. Zurzeit tanze ich mit meinem Partner West Coast Swing, und ich hoffe, dass ich in naher Zukunft wieder mit Lyrical und Street Dance anfangen kann.

Hatten Sie ein Vorbild, als Sie aufwuchsen? Und glauben Sie, dass junge Menschen heutzutage genug ermutigt und motiviert werden, sich für Naturwissenschaften zu entscheiden?

Nein, ich hatte keine Vorbilder, als ich aufwuchs. Ich bewunderte zum Beispiel Astronauten, aber aufgrund meiner Herkunft und meiner Lebensumstände konnte ich mich kaum mit ihnen identifizieren. Stattdessen habe ich mich von Menschen inspirieren lassen die ich kannte oder denen ich begegnet bin und deren Geschichten mich motiviert haben, hoch hinaus zu wollen und meine Träume zu verfolgen. Zu diesen Menschen gehörten soziale Aktivist:innen, Lehrer:innen, Menschen, die trotz Widrigkeiten durchhielten, und meine Eltern.

Ich denke, dass Wissenschaftler:innen und die Wissenschaften heutzutage hoffentlich durch verschiedene Outreach-Aktivitäten zugänglicher geworden sind. In der Vergangenheit wurden wissenschaftliche Fächer als etwas Männliches dargestellt, von dem man annahm, dass es nur für bestimmte Personengruppen interessant sei. Frauen und Angehörige verschiedener Minderheiten wurden oft unbewusst und manchmal auch bewusst davon abgehalten, sich für MINT-Fächer zu interessieren. Je mehr Frauen und Minderheiten Zugang zu naturwissenschaftlichen Fächern haben und dann ihre Geschichten erzählen können, desto mehr Frauen und Minderheiten werden dazu inspiriert, diese Art von Beruf zu ergreifen. Auch das Aufzeigen der unterhaltsamen und kreativen Seite von MINT-Fächern durch Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsaktivitäten kann dazu beitragen, dass junge Menschen stärker motiviert werden, diese Bereiche zu verfolgen. Es gibt noch viel zu tun, aber zumindest sind die Dinge ein bisschen besser als zu Beginn meiner Karriere vor 15 Jahren.

Michaela Musilova auf einem Boot auf dem Weg zu einem Gletscher auf Svalbard (Quelle: Libor Lenza)

Wie fühlt es sich an, ein Vorbild für junge Mädchen aus der Slowakei und aus anderen Ländern zu sein, die ein naturwissenschaftliches Studium anstreben? Wenn Sie ihnen einen Rat geben könnten, wie würde der lauten?

Ich fühle mich sehr geehrt, dass einige Leute mich als Vorbild betrachten, und ich nehme das nicht auf die leichte Schulter. Es ist eine große Verantwortung und ich möchte ihr gerecht werden. Das bedeutet, dass ich sowohl die guten als auch die schlechten Seiten meiner persönlichen Geschichte erzähle, damit die Menschen die Härten und Schattenseiten einer Karriere wie der meinen verstehen können. Ich versuche auch, Informationen weiterzugeben, die für andere nützlich sein können. Wenn ich einen Rat geben kann, dann würde ich sagen: Hört auf Eure Intuition und Euer Bauchgefühl. Wenn sie Dir sagen, dass etwas nicht in Ordnung ist, dann höre auf sie und umgekehrt. Meine Intuition hat mich noch nie im Stich gelassen und mir schon ein paar Mal das Leben gerettet, im wahrsten Sinne des Wortes. Das bedeutet, dass Ihr auf diese "Stimme" in Ihrem Kopf hören solltet, wenn Ihr einer bestimmten Leidenschaft nachgehen wollt oder wenn Ihr ein ungutes Gefühl bei einem bestimmten Jobangebot oder einer bestimmten Person habt. Sie kann Dir das Leben retten oder Dir einfach dabei helfen, etwas zu verfolgen, das Dich im Leben glücklich machen wird.

Welche sind die nächsten Schritte in Ihrer Karriere?

Derzeit liegt mein Hauptaugenmerk auf meinem Astro Seven Summits-Projekt. Mein Team und ich haben letztes Jahr den Kilimandscharo bestiegen und bereiten uns jetzt auf die Besteigung des nächsten Berges, des Aconcagua, vor. Die erste Expedition verlief sehr gut, und wir freuen uns auf die nächste, bei der wir Bildungs- und Outreach-Aktivitäten durchführen werden. Im Moment suchen wir nach Sponsoren und Partnern für das Projekt. Wenn alles gut geht, werden wir 2025 den Mount Everest besteigen, und ich könnte die erste slowakische Frau sein, die den Everest besteigt, und die erste slowakische Frau, die die Seven Summits (die höchsten Berggipfel eines jeden Kontinents) erreicht.

Außerdem forsche ich weiter auf dem Gebiet der Weltraumforschung, unterrichte und halte weltweit Vorträge, und ich schreibe weitere Kurzgeschichten und Romane. Ich habe meinen Traum, im Weltraum zu forschen, noch nicht aufgegeben und hoffe, dass mein Projekt Astro Seven Summits mir bei meinen Aussichten als Astronautin helfen wird. Sollte es am Ende doch nicht klappen und ich nicht Astronautin werden können, hoffe ich, dass meine Arbeit zumindest anderen hilft, dieses Ziel zu erreichen.

Wenn Sie den Frauen und Mädchen am Internationalen Frauentag etwas sagen könnten, was wäre das?

Verfolgt weiterhin Eure Leidenschaften und setzt Euch für das ein, woran Ihr glaubt. Das ist natürlich nicht immer einfach oder möglich, und manchmal braucht es Zeit und die richtigen Umstände. Ich glaube einfach, dass es wichtig ist, die eigenen Träume und die Dinge, die einen glücklich machen, nicht zu vergessen, trotz der Hindernisse, die einem im Weg stehen. Es gibt immer noch viele Probleme mit der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in der Welt, z. B. mit ungerechten Lohnunterschieden, Diskriminierung und sexueller Belästigung. Leider werden sich diese Dinge nicht zum Besseren wenden, solange Menschen aller Geschlechter nicht zusammenarbeiten, um diesen Ungerechtigkeiten Einhalt zu gebieten und sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich faire Standards zu setzen. Ich bin zuversichtlich, dass sich die Dinge weiterhin zum Besseren wenden werden, also versuche ich mein Bestes, um meinen Teil dazu beizutragen, und ich hoffe, dass andere sich mir anschließen werden 😊.

Vielen Dank für Ihre Zeit.

Fröhlichen Monat der Frauengeschichte!

EBENFALLS INTERESSANT (engl.): Women in tech: Unique insights from a lifelong pursuit of innovation