Stellen wir uns einmal folgendes Szenario vor: Bob kennt sich gut in Cyber-Security aus und nicht eine einzige andere Person weiß die Zugänge zu seinem Bankkonto oder Social Media Account. Aber dann passiert das Unvorhersehbare. Bob ist in einen tödlichen Unfall verwickelt. Wie sollen seine Hinterbliebenen sich jetzt um sein digitales Erbe kümmern, wenn sie niemals Zugang dazu bekommen?

Es erscheint kontraintuitiv zu sein. Nachdem wir immer raten, alles was mit dem Internet verbunden ist, stark abzusichern und nun doch Zugeständnisse zu machen. Viele Vorschläge lesen sich wie ein Cyber-Security Faux Pas. Dennoch ergibt es Sinn, eine vertrauenswürdige Person zu bestimmen, die sich um Bobs digitales Erbe kümmert.

Risiko-Management

Authentication Permission Accessible Security Concept

Jeder hat eine Liste – im Kopf oder irgendwo niedergeschrieben – die alle verwendeten Geräte oder Accounts angibt. Diese Liste ist für das "In Case of Emergency" Kit von wesentlicher Bedeutung. Bob muss auf Nummer sichergehen und an alles denken: E-Mail-Konten, Online-Banking, Cloud-Services, sowie alle Server, die für andere Menschen als Hosts bereitgestellt werden. Nicht zu vergessen sind auch Admin-Konten für Modem und Router.

Autorisierung

File folders in a filing cabinet

Mit der Auflistung ist der erste wichtige Schritt getan. Nun muss Bob sich für einen Notfallkontakt entscheiden. Die ausgewählte Person kümmert sich nach dem Ableben um das digitale Erbe von Bob. Das kann ein Familienmitglied, ein Freund oder sogar ein Rechtsanwalt sein.

Die Vertrauensperson für das digitale Erbe wird im handschriftlichen Testament festgehalten. Einige Online-Dienste wie Google, Facebook und Instagram erlauben es, einen Notfallkontakt zu bestimmen. Im Ernstfall kann dieser administrative Aufgaben übernehmen. Manche Passwortmanager ermöglichen das auch. Das kann selbst in weniger schlimmen Situationen hilfreich sein. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Bob das Masterpasswort verloren hat.

Backups

Bei diesem Punkt sollte man besondere Sorgfalt walten lassen. Bob hat deswegen eine Liste mit Usernamen und Passwörtern angelegt und ein Backup-Code für jede 2-Faktor-Authentifizierung bereitgelegt.

Diese Liste kann durch verschiedene Maßnahmen gut geschützt werden. Vorstellbar sind eine Kopie auf einem Blatt Papier oder auf einem USB-Stick. Beides kann beispielsweise in einem Safe gelagert werden. Bob hat den Schlüssel einem Rechtsanwalt anvertraut. Daneben sollte es aber noch ein anderes Backup geben, denn auch Rechtsanwaltskanzleien können schließen. Bob ist außerdem gut beraten, wenn er die Kanzlei nach ihren Sicherheitsbestimmungen fragt. Niemand möchte aufgrund einer Sicherheitspanne alle sensiblen Daten auf einmal verlieren.

Die digitale Kopie seiner Login-Daten verschlüsselt Bob am besten. Dazu eignet sich beispielsweise die Public-key encryption. Vorsicht ist nur bei den Ablaufdaten der Verschlüsselungsschlüssel geboten. Selbst Daten können auf Festplatten verschleißen. Wir raten die wichtigen Informationen alle fünf bis zehn Jahre auf frische Festplatten zu verschieben.

Fazit

Es ergibt Sinn, sich frühzeitig um seinen digitalen Nachlass zu kümmern. Dazu gehört auch die Einbindung eines Notfallkontakts. Ein Familienmitglied oder einen Freund kann schon in wenigen Minuten über alles Wichtige in Kenntnis gesetzt werden. Wer die Gelegenheit verpasst, bürdet seinen Lieben unnötige Anstrengungen mit der Verwaltung des digitalen Erbes auf. Es geht auch unkomplizierter.