„Wir möchten dazu beitragen, dass du verstehst, wie Facebook funktioniert und wie du deine Informationen kontrollieren kannst“ – mit diesen Worten leitet Facebook die Änderungen seiner Nutzungsbedingungen und Richtlinien ein, die dieser Tage jeder Nutzer unter seinen Benachrichtigungen findet. Ab dem 1. Januar 2015 [der Termin wurde auf den 30. Januar verlegt] treten die neuen Richtlinien in Kraft und jeder, der dann noch beim sozialen Netzwerk angemeldet ist, stimmt ihnen automatisch zu.

Schon häufig fiel Facebook aufgrund seines Umgangs mit der Privatsphäre seiner Nutzer negativ auf. Einer der aufsehenerregendsten Fälle war vermutlich die Studie, bei der der Konzern im Jahr 2012 ohne Wissen oder Einwilligung seiner Nutzer deren Emotionen manipulierte.

Trotz der anhaltenden Kritik bezüglich der Vernachlässigung des Datenschutzes, beharrt Facebook jedoch darauf, dass ihm die Privatsphäre seiner Nutzer am Herzen liege: „Der Schutz der persönlichen Informationen und das Bereitstellen von wirksamen Privatsphäre-Kontrollmechanismen stehen im Mittelpunkt unserer Tätigkeit“, heißt es abschließend in der Ankündigung der bevorstehenden Änderungen.

Mit den neuen Richtlinien will das Unternehmen transparenter werden und die Nutzer über die von ihm gesammelten Daten informieren. Zudem soll jedem Anwender die Kontrolle über die eigenen Informationen erleichtert werden. Im Folgenden klären wir euch über die wichtigsten Neuerungen und deren Bedeutung auf.

Datenschutz

Eine rein informative Änderung sind die überarbeiteten „Grundlagen zum Datenschutz“. Hier finden Nutzer die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz der eigenen Privatsphäre, unterteilt in drei Punkte:

  • Was andere über dich sehen können
  • Wie andere Personen mit dir interagieren
  • Was du siehst

Diese Informationen sind in 36 Sprachen verfügbar und erklären dem Nutzer beispielsweise, wie er die Sichtbarkeit des eigenen Profils oder geteilter Inhalte anpassen kann oder aber wie er andere Nutzer blockiert.

Werbeanzeigen

Facebook möchte die angezeigte Werbung noch besser auf den einzelnen Nutzer zuschneiden. Bislang werden die Inhalte der Werbeanzeigen anhand der „Gefällt mir“-Angaben und der Aktivitäten im Netzwerk generiert. Bald sollen auch besuchte Webseiten und genutzte Apps ausgewertet werden. Allerdings will Facebook den Nutzern ab Januar mehr Kontrolle über die angezeigten Werbungen geben.

Zwar ist es auch schon jetzt möglich, beispielsweise auf dem Laptop Anzeigen eines bestimmten Anbieters abzustellen, diese Auswahl galt bislang jedoch nur für das genutzte Gerät und konnte nicht auf Handys oder Tablets übertragen werden. Das soll sich nun ändern. Mithilfe der Digital Advertising Alliance ist es darüber hinaus möglich, Werbeanzeigen auf Facebook komplett zu deaktivieren. Nutzer sollten sich allerdings bewusst sein, dass sie mit diesen Funktionen zwar nervige Werbungen vermeiden können, Facebook diese Informationen aber dennoch sammelt.

Weitere Funktionen

Andere neue Features wird es zunächst nur für Nutzer in den USA geben, wie zum Beispiel die Funktion „Freunde in deiner Nähe“. Hier nutzt das Netzwerk die Standortinformationen des Anwenders, um Statusmeldungen von Freunden oder aber die Speisekarten von Restaurants anzuzeigen, die sich in der Nähe befinden. Zudem soll es eine „Kaufen“-Schaltfläche geben, mit der Nutzer schneller und leichter shoppen können, ohne Facebook verlassen zu müssen.

Bewertung

Ulrich Kleber (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverbraucherschutzministerium steht den Neuerungen zwiespältig gegenüber: „Die geplanten Änderungen der Datenrichtlinie bei Facebook sind mit Licht und Schatten verbunden.“ Zwar begrüßt er die Transparenz des Anbieters, bemängelt aber, dass die Datenschutzrichtlinien nach wie vor zu lang seien und Facebook geräteübergreifend auf nahezu alle Daten zugreifen und Verknüpfungen herstellen könne.

Generell raten wir allen Facebook-Nutzern, sich die neuen Datenrichtlinien durchzulesen und die eigenen Einstellungen regelmäßig zu überprüfen. Zumindest in Bezug auf eine öffentliche Bloßstellung durch peinliche Fotos oder kränkende Beiträge in der eigenen Chronik kann man sich selbst schützen.